Bald eine Nikon SP digital ?

Ein Plädoyer für eine spiegellose Nikon FX

Wir erinnern uns, oder auch  nicht, weil zu jung, in den späten 1950er Jahren war die Leica M3 die beste Camera der Welt. Alle Reportageprofis hatten eine. Henri Cartier-Bresson hat nie etwas anderes benutzt als die M3 mit 2/50mm Summicron für seine Photographie innerhalb der Magnum Fotografen Gruppe. Schon 1925 kaufte er die Leica (I), weil sie klein, handlich und unauffällig war.

Die Nikon SP war 1957 Nikons mindestens dritter Versuch in diese Domäne einzubrechen. Die Messsucher Nikon hat einen Contax Anschluß (Nikon - S Bajonett, die erste Messsucher Nikon war ursprünglich eine verbesserte Kopie der Vorkriegs Contax II/III. Im Nachkriegs West-Deutschland hatte Carl Zeiss, Oberkochem eine überarbeitete Contax IIa/IIIa herausgebracht, die aber beide 1961/62 eingestellt wurden, weil sie gegen die Konkurrenz wie Leica M3, Nikon SP, Canon 7S nicht bestehen konnten). Geschafft die Aufmerksamkeit der Fotografen zu bekommen, hatte Nikon es schon mit Objektiven wie dem S-Nikkor 1,8/35mm oder dem 2/85mm, die es auch mit Leica Anschluß gab. Einige Fotografen meinten, die SP hätte einen noch besseren, weil übersichtlicheren Mischbild-Sucher (Messsucher) wie die Leica und die Filme ließen sich einfacher und schneller wechseln, es gab auch einen ersten ernst zu nehmenden Motordrive. Trotzdem setzte der Siegeszug von Nikon erst mit der Nikon F Spiegelreflex 1959 ein, die im Prinzip eine SP mit aufgesetzten Mess-Prisma und integriertem Spiegelkasten war.

Foto: Die SP von 1957 mit Nikkor 1,1/50mm und Selenbelichtungsmesser. Die Werte mußten noch von Hand auf Zeit und/oder Blende übertragen werden.

Nachteilig bei der SP wirkte sich der fehlende Belichtungsmesser aus. Der Aufsteckbelichtungsmesser (Selenzelle) von Nikon war ungenau und klobig. Das Leicameter zur M3 war da viel besser. Nikon wollte noch eine verbesserte SP 2 und SPX folgen lassen, letztere mit eingebautem Belichtungsmesser und variablem Sucher von 35-135mm. Diese ging aber nie in Serie, sondern wurde zugunsten der Nikon F Spiegelreflex fallengelassen. Verkaufte Nikon einige tausend bis zehntausend Messsucher Kameras, so wurden von der F zwischen 1959 und 1974 1.000.000 Gehäuse mit verschiedenen, immer besseren Mess-Prismensuchern verkauft. Mit der "F" wurde Nikon zum Global Player. Viele Profis wechselten von Messsuchersystemen zur universellen Spiegelreflex...

 

Foto: Eine chice Kamera - die SP "Limited Edition" von 2005 mit angesetztem 3,5/35mm (alt) und daneben dem neu vergüteten 1,8/35mm "Limited Edition".

Seit einiger Zeit hoffen viele Nikonians auf eine Wiederbelebung dieses spiegellosen Kameratyps. 2005 hatte es ein Jubiläumsmodel der SP (http://www.cameraquest.com/nrfblsp2005.htm) mit neu vergütetem Nikkor 1,8/35mm gegeben, was wegen der limitierten Serie aber 5.500 € kostete und nur in Japan verkauft wurde.

Nun im Zeitalter der Spiegellosen Digitalen hoffen wir auf eine Wiederbelebung der SP mit einem Chip des FX Systems. Ich würde mir da den 24 MP Typ von der D600 - allerdings ohne AA-Filter -  wünschen. Die Nikon 1 mit ihrem kleinen Chip ist da eher für den Urlaubs-Knipser gedacht. Was ich mir wünschen würde, ist das was Leica endlich hingekriegt hat: die M 240 mit Lifeview und Adapter für das R-System bis maximal zum R-APO-Telyt 4,0/280mm (die Leica R Modul Teles 280/400/560/800 passen wohl nicht, weil sie am engen M-Bajonett vignettieren werden).

Contax G2 fast komplett mit Zeiss Biogon 2,8/21mm (plus Sucher), 2,8/28mm, Planar 2/45mm und Sonnar 2,8/90mm. Auf dem Bild fehlt das später mit der G2 dazugekommene Planar 2/35mm sowie das Zoom Vario-Sonnar 35 -70mm. Die Contax G2 war die perfekte Reportagekamera in Zeiss Qualität aber entgegen der Leica M 4P oder M 6 mit Autofocus und Motordrive (4 B/s), DX Filmcodierung und automatischer Filmrückspulung, also richtig fix. Produziert in höchster Qualität von Kyocera in Japan 1994 (G1) und 1996 (G2) bis 2005. Die Objektive wurden von Zeiss Ingenieuren in Japan endkontrolliert.

Vergleichbares könnte Nikon schon längst fertig haben: eine Digital SP mit Vario-Sucher (nochmals eine Anleihe bei der nie gebauten SPX und der späteren Contax G, diesmal bei der AF Contax G2 von 1996) und wechselbaren Objektivanschlüssen für Nikon-S, (ein Leica M-Adapter wäre schön) und einem AF-Adapter für das F-Bajonett. Die neue Kamera nur mit S-Bajonett auszustatten, würde dafür nicht ausreichen. Wahrscheinlich käme es zu Vignettierungen bei längeren F-Bajonett Brennweiten wegen des kleineren Durchmessers des S-Bajonetts. Doch eine solche Vielzahl von Anschlußmöglichkeiten für hochwertige Objektive: DAS WÄRE MAL EIN HIT!! Man könnte seine großen Zooms und Teles nutzen, aber eben auch die kleineren und leichteren und deutlich besseren (weil nicht retrofocus konstruierten) Weitwinkel von Leica oder dann auch wieder neu konstruierte AF-Nikon WW-Nikkore wie das legendäre 1,8/35mm als AF, es gab ja damals auch schon ein Nikkor 1,1/50mm oder das 1,5/85mm. Und Zeiss ZM würde ja dann auch über den Adapter für den Leica M Anschluss passen.

Das wär' doch was: Im WW Bereich mit Messsucher und optimal-kompromisslos konstruierten Weitwinkeln unterwegs, für People mit dem AF 1,8/85, und bei Tele für Tiere (F-Bajonett) wäre ohne Spiegel sicherlich eine hohe Bildfrequenz von bis zu 30 B/s drin. Video dagegen muß für mich nicht sein. Sonst kann man im Telebereich natürlich bei der Spiegelreflex bleiben. Wenn Nikon sich dazu durchringt, hoffe ich bloß, dass sie sich nicht auf einen solchen faulen Kompromiss wie bei der spiegel- und sucherlosen Canon EOS-M (APS-C) geschehen, einlassen.

Schöne neue Wunschwelt zur Photokina 2014 ... eine solche digitale "SPx" würd' ich sofort kaufen!

Und wenn bis zur 'Kina nix kommt, müsste ich auf Fuji Pro-x oder Sony Rx 1R, dann hoffentlich mit Wechseloptik, ausweichen!

 (c) Achim Kostrzewa 22.6.13 und Ergänzungen 3.7.13

Sehr lesenswert ist in dem Zusammenhang auch die Leica- und Nikon Story von Dr.Peter Lausch

http://www.lausch.com/leicainhalt.htm